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Fahrtwind für Soziale Innovationen

Montag, 15. Mai 2023

Ergebnisse und Erfahrungen aus zwei Jahren Arbeit für verbesserte Rahmenbedingungen für die Entwicklung und Förderung von Sozialen Innovationen

Als Kompetenzzentrum für Soziale Innovationen (KoSI) sind wir seit zwei Jahren tatkräftig dabei das SI-Ökosystem in Deutschland zu stärken. Sechs Hauptpartnerorganisationen und vier weitere Verbundpartner:innen haben im Rahmen des von der Europäischen Kommission geförderten Projekts zusammengearbeitet, um mehr Sichtbarkeit und Anerkennung von Sozialen Innovationen zu schaffen. Der Fokus der Arbeit lag auf der sektorübergreifenden Wissensvermittlung und Beratung sowie der Vernetzung und des Erfahrungsaustauschs zwischen den relevanten Stakeholdern aus Politik, Wirtschaft, Forschung, Wohlfahrt und der Zivilgesellschaft. Unser Ziel war es, gemeinsam mit Akteur:innen aus allen Sektoren das Thema gesamtgesellschaftlich zu verankern und bessere Rahmenbedingungen auf den Weg zu bringen. Mitte Mai haben wir die Erfahrungen und Ergebnisse unserer Arbeit im Rahmen unseres Events „Spotlight: Soziale Innovation“ vorgestellt und gemeinsam mit unseren Gästen die künftige Entwicklung des Ökosystems diskutiert.

Foto, v.l.n.r.: Daniel Krüger (TU Dortmund), Christoph Rohde (FASE) und Norbert Kunz (Social Impact gGmbH)

Zum Auftakt der Veranstaltung stellte Norbert Kunz, Leiter des Kompetenzzentrums und Geschäftsführer von Social Impact, die Rolle und Aufgaben des Kompetenzzentrums vor. Anschließend folgte ein Beitrag zum Hintergrund der europäischen Bemühungen zur Etablierung der nationalen Kompetenzzentren auf europäischer Ebene von Andrea Leruste, Stellvertretende Referatsleitung des Europäischen Sozialfonds der Europäischen Kommission.

Meilensteine und Fortschritte in Deutschland

Zwei Jahre sind keine lange Zeit, dennoch haben wir einiges bewegt! Zu den großen Meilensteinen gehört, dass wir Soziale Innovationen auf dem politischen Parkett platziert haben und viele unserer Empfehlungen zur Förderung von Sozialen Innovationen im Koalitionsvertrag aufgenommen wurden. Mehr dazu findet ihr hier. Mittlerweile hat sich ein besseres Verständnis von Sozialen Innovationen auf der Bundesebene etabliert, was nicht zuletzt daran deutlich wird, dass sowohl das BMBF als auch das BMWK eine Beauftragte für Soziale Innovationen bzw. Sachverständige für gemeinwohlorientierte Wirtschaft beschäftigen. Beide Ministerien befinden sich zurzeit gemeinsam in der Ausarbeitung der “Nationalen Strategie für gemeinwohlorientierte Unternehmen und soziale Innovationen”. Zum derzeitigen Stand gaben uns Marie-Louise Veddern und Katrin Elsemann vom BMWK einen kurzen Einblick. In diesem Prozess wurden die KoSI-Partner:innen mit ihrer Expertise in Konsultationsterminen zu Rat gezogen. Das KoSI-Konsortium hat ein ausführliches Papier erarbeitet, das die zentralen Punkte für eine nationale Strategie Sozialer Innovationen aufzeigt und erläutert. Nachzulesen ist unser strategischer Input auf der KoSI-Website.

Foto, v.l.n.r.: Marie-Louise Veddern und Katrin Elsemann (BMWK)

Mit Vertreter:innen der ESF-Behörden* haben wir einen Arbeitskreis aufgebaut, der Raum für den Austausch unter den Ländern zu Maßnahmen, Förderrichtlinien und Programmen rundum soziale Innovationen bietet. Darüber hinaus haben wir thematische Schwerpunkte gesetzt, wie z.B. Wirkungsanalyse, Finanzierungs- und Förderinstrumente, um das Wissen um bestehende Lösungsansätze zu fördern und Impulse für die künftige Arbeit zu geben.

In der monatlichen Gesprächsreihe „Kunz+Kompliz:innen“ haben wir mit Akteur:innen der SI-Landschaft aktuelle Themen und Herausforderungen unter die Lupe genommen und Potenziale, Hürden und Handlungsbedarfe diskutiert. Alle Folgen findet ihr auf YouTube in der Kunz+Kompliz:innen-Playlist.

Weitere Maßnahmen bei der Förderung von Wissen und Handlungskompetenzen haben wir umgesetzt:

  • die Beratung und Qualifizierung von Wirtschaftsförderungen und Berater:innen
  • die Analyse öffentlicher Vergabestrukturen und Handlungsempfehlungen
  • Dialog mit Stiftungen und
  • die Mitgestaltung des Innovationsparks auf der Consozial, die Fach- und Kongressmesse für Fach- und Führungskräfte aus der Sozialpolitik, der Sozialwirtschaft und des Sozialwesens.

Foto: Grit Kühne (Diakonie Schleswig-Holstein)

In der Wohlfahrt wurden konkrete Maßnahmen zur Umsetzung von sozialen Innovationen in Konferenzen, Symposien und Workshops national auf die Tagesordnung gesetzt. Auf europäischer Ebene war die KoSI-Partnerin Diakonie Schleswig-Holstein während der “European Week of Regions and Cities” vertreten und hat sich im transnationalen Austausch über „Social Welfare and Social Innovation“ eingebracht.

Auch in Sachen Finanzierung wurden Fortschritte erzielt. Mit unserer KoSI-Seminarreihe haben wir ein Online-Lernformat geschaffen, das das gegenseitige Lernen zwischen Gründer:innen von Sozialunternehmen, Intermediären und Impact Investor:innen fördert. Alle Seminare könnt ihr euch auf YouTube in der KoSI Seminar Playlist anschauen. Außerdem wurden Weiterbildungsangebote für Impact Investor:innen und Sozialunternehmen angeboten mit thematischen Schwerpunkten wie z.B. Blockchain und Soziale Innovationen, Exit-Strategien im Impact Investing u.v.m. Darüber hinaus wurden Case Studies zu erfolgreichen Finanzierungsrunden von Sozialunternehmen erarbeitet.

Die KoSI-Partner:innen SEND und Centrum für Soziale Investitionen und Innovationen (CSI) erarbeiteten zudem eine Finanzierungsstudie, die sich auf internationale Evidenz aus 10 Ländern stützt und Finanzierungs- und Förderinstrumente für soziale Innovationen in den Fokus rückt. Mehr rundum das Thema Social Finance könnt ihr hier nachlesen.

Foto: Christoph Rohde (FASE)

Die Maßnahmen des Kompetenzzentrums umfassten außerdem die Möglichkeit, zwei Sozialunternehmen mit der fachlichen Begleitung in der Finanzierungssuche durch den KoSI-Partner FASE ganz konkret zu unterstützen. Mithilfe einer Ausschreibung gefolgt von einem Bewerbungsprozess wurden zwei erfolgsversprechende junge Unternehmen mit sozialer Wirkung für die Transaktionsunterstützung ausgesucht. Darunter zählte das Sozialunternehmen Saving Grains, die in einem Interview über ihre Erfahrungen bei der Investor:innensuche und die Zusammenarbeit mit FASE gesprochen haben.

Foto, v.l.n.r.: Christoph Kaletka und Daniel Krüger (TU Dortmund)

Die akademischen KoSI-Partner:innen legten in ihrer Arbeit den Fokus auf die Analyse und das Mapping des Ökosystems Sozialer Innovationen. Insgesamt erfasste das Team der TU Dortmund anhand eines Fragenkataloges 95 Fälle, die die Rahmenbedingungen sozialer Innovation in Deutschland beschreiben. Die Auswertung bot neue Einblicke in das deutsche Ökosystem sozialer Innovation. U.a. konnten mit neuen Strategien, neuen Entitäten und neuen Förderprogrammen zahlreiche Entwicklungen auf Bundes- und Landesebene beobachtet werden. Eine erfreuliche Nachricht ist auch, dass Innovationsstrategien auf Länderebene soziale Innovation zunehmend als eigenständigen Typus anerkennen. Zudem gibt es regionale Förderprogramme, die explizit soziale Innovation adressieren. Andererseits ist eine wichtige Erkenntnis, dass Förder- und Finanzierungsinstrumente oft nicht für alle Innovator:innen zugänglich sind.

Bei den Untersuchungen wurde ein neues Bewusstsein für soziale Innovation in der Gesellschaft und neue Rollen im Ökosystem festgestellt, z.B. in Hochschuleinrichtungen und in der freien Wohlfahrtspflege. Insgesamt hat das TU Dortmund Team jedoch herausgefunden, dass es an einer zentralen Anlaufstelle für alle sozialen Innovator:innen mangelt, wodurch Orientierung in der fragmentierten Förderlandschaft fehlt. Dies sind nur einige der vielen Erkenntnisse der Studie, die eine Grundlage zur Diskussion mit unseren internationalen Partner:innen bot. Auf der KoSI-Website können die vollständigen Studienergebnisse nachgelesen werden.

Foto, v.r.n.l.: Christoph Kaletka (TU Dortmund), Norbert Kunz (Social Impact), Thomas Steiner (Phineo), Christoph Rohde (FASE), Grit Kühne (Diakonie Schleswig-Holstein), Daniela Deuber (SEND)

Gemeinsames Wirken mit unserem europäischen Team

Auf europäischer Ebene stand der Wissens- und Erfahrungsaustausch im Vordergrund. Durch besseres Verständnis der besonderen Herausforderungen in den Partnerländern haben wir Gemeinsamkeiten und Chancen für gemeinsames Wirken erkannt. Der tiefere Einblick in die spezifischen Herausforderungen unserer europäischen Kolleg:innen hat auch Transferoptionen sichtbar gemacht. Verschiedene Gesprächsformate wie z.B. Partnerschaftsmeetings, Workshops und Podcasts etc. stärkten den Wissensaustausch und boten die Möglichkeit für die Entwicklung neuer Handlungsansätze. Im ESIA-Podcast “Social Innovation Euro Vision” sind eine Vielzahl an Intermediären und Akteur:innen aus ganz Europa zu Gast, die mit Host Louise Pulford (SIX) die verschiedenen Visionen der sozialen Innovation in Europa beleuchten und gemeinsam die politischen, sozialen und kulturellen Kontexte aufzeigen, um das gegenseitige Verstehen und Lernen über Grenzen und Sektoren hinweg zu fördern. Hier könnt ihr alle Folgen nachhören!

In der online Gesprächsreihe „Reshaping Europe - Global Dialogue Series“ hat Louise Pulford (SIX) mit führenden Macher:innen aus der sozial-innovativen Welt über innovative Ansätze, inspirierende Ideen und Beispiele aus der Praxis gesprochen. Nachzuschauen sind die Aufzeichnungen der Gespräche in dieser YouTube-Playlist.

Besonders inspirierend waren die "Study Visits", die uns ermöglichten jedes Partnerland zu besuchen, die dortige SI-Landschaft kennenzulernen und sozial-innovative Beispiele in der Praxis zu erleben. Dieser intensive Wissens- und Erfahrungsaustausch mit unseren europäischen Partner:innen war eine große Bereicherung und hat zu einer engeren Zusammenarbeit beigetragen.

Für mehr Sichtbarkeit und Anerkennung von sozial-innovativen Praktiken und Maßnahmen haben wir 500 gute Beispiele aus Europa gesammelt, die die Vielfalt der bestehenden Lösungsansätze für aktuelle Herausforderungen aufzeigen. Die 500 Good Practices könnt ihr auf unserer Website kennenlernen.

Der Blick in die Zukunft

Die Aktivitäten und die Arbeit für ein gestärktes Ökosystem Sozialer Innovationen gehen weiter. Noch gilt es die Ausschreibung der europäischen Kommission zur Weiterförderung der bestehenden nationalen Kompetenzzentren abzuwarten, wobei zu erwarten ist, dass hier die Förderung der transnationalen Aktivitäten im Mittelpunkt stehen werden.

Um die Fortführung der nationalen Aktivitäten und Maßnahmen zu ermöglichen, sollen nun nach Etablierung der Kompetenzzentren die jeweiligen Länder selbst die Verantwortung für die Förderung übernehmen. In Deutschland hat sich aus den Bemühungen des Kompetenzzentrums die Zusammenarbeit mit den Bundesministerien positiv entwickelt. Dadurch entstand im Oktober 2022 das Projekt zur Entwicklung einer Plattform für Soziale Innovationen, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird und viele Maßnahmen zur Entwicklung und Skalierung von Sozialen Innovationen umfasst. Dazu gehört die Bereitstellung von Informationen zur Förderung, Finanzierung und Unterstützungsformen für soziale Innovator:innen, Informationsangebote für Förderorganisationen zu Best Practices, Wirkungsmessung und Kooperationsmöglichkeiten und die Stärkung der Handlungskompetenzen von Metaakteur:innen wie Sozialunternehmen, Sozialwirtschaft und Kommunen, um nur einige der zentralen Aufgaben des Projektes zu nennen.

Foto: v.l.n.r. Markus Sauerhammer, Andrea Leruste (EU-Kommission) und Daniela Deuber (SEND)

Bei diesem (vorläufigen) Abschlussevent haben wir wichtige Fragen in der sektorübergreifenden Zusammenarbeit diskutiert, gemeinsam auf die künftige Entwicklung geschaut und Zeit für Austausch geboten. Zum Schluss stießen wir auf ein künftig noch stärkeres Ökosystem Sozialer Innovationen an. Wir freuen uns, dass soziale Innovationen auf mehr und mehr Gehör stoßen und sind hoffnungsvoll, dass das Thema in Zukunft nicht mehr aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft wegzudenken ist.

Ausgerichtet vom Kompetenzzentrum für Soziale Innovationen fand das Event "Spotlight: Soziale Innovation" am 10. Mai 2023 im Generali Hauptstadtbüro in Berlin statt.

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* Europäischer Sozialfonds, mehr dazu: https://www.esf.de/portal/DE/Startseite/inhalt.html

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Das Kompetenzzentrum für Soziale Innovationen Deutschland wird gestaltet von Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland (kurz SEND), PHINEO gAG, FASE GmbH, Technische Universität Dortmund, Diakonisches Werk Schleswig-Holstein, Ashoka Deutschland, CSI, IAT und MWAE mit dem Lead-Partner Social Impact gGmbH und wird gefördert durch die Europäische Kommission mit Mitteln des European Social Fund und European Programme for Employment and Social Innovation.